Viele Völker Europas sind zwischen 400 und 1000 n. Chr. entstanden, oder suchen in dieser Zeit ihren Ursprung. Zugleich entstand überhaupt die abendländische Art und Weise, wie man über Völker dachte und wie ethnische Identitäten zur Grundlage politischer Macht und individueller Selbstwahrnehmung wurden. Europa ist in dieser Hinsicht außergewöhnlich, denn es besteht aus einer Vielzahl von stabil bestehenden Staaten, die ethnisch bestimmt sind. In den meisten anderen Kulturräumen der Weltgeschichte (etwa in der römischen Antike, in der islamischen Welt oder in Indien) war das anders. Der Ansatz dieser Entwicklung liegt in der "ethnischen Wende" des Frühmittelalters.