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Dieses Thema hat 2 Antworten
und wurde 564 mal aufgerufen
 Alltagskultur
Bruno von Merseburg Offline



Beiträge: 1.554

20.07.2008 17:41
RE: Niedere oder hohe Minne?? Antworten


„Dû bist mîn, ich bin dîn:
des solt dû gewis sîn.
dû bist beslozzen
in mînem herzen:
verlorn ist daz slüzzelîn:
dû muost immer drinne sîn.


(“anonym, 2. Hälfte des 12. Jahrhunderts“)


Die niedere Minne

Natürlich wussten die Männer die Reize der körperlichen Liebe zu schätzen. Da Wert und Ehre der edlen Damen vornehmlich in deren Unerreichbarkeit bestand und eine platonische, sich verzehrende Liebe schwer durchzuhalten war, wandten sich die Herren der Schöpfung auch den Vertreterinnen des schönen Geschlechts zu, die zu mehr bereit waren. Es waren dies zumeist unverheiratete, in der sozialen Hierarchie niederer stehende Frauen, für die zum Teil auch keine Heirat vorgesehen war. Sich am Hofe auf eine Beziehung mit einer adligen, gar verheirateten Dame einzulassen, war heikel, denn man lief leicht Gefahr, sie bloßzustellen.
wo ist der Unterschied zwischen hoher und niederer Minne. Mir wurde mal erzählt, das die hohe Minne ohne und die niedere Minne mit Geschlechtsverkehr ist. Ist das so richtig gewesen?

Hier kommt ihr zu meinem Blog

Moira MacMahoon Offline




Beiträge: 827

20.07.2008 17:55
#2 RE: Niedere oder hohe Minne?? Antworten

Soweit ich weiß, ist die hohe Minne die Verehrung einer unerreichbaren, hochgestellten Frau ohne sie je zu haben. So in der Art von Don Quichotte zu seiner Dulcinea.

Die berühmten Minnesänger sollen alle so eine Dame angebetet haben und ihre Werke für sie geschrieben haben.

Die niedere Minne ist mir nicht so bekannt. Da muss ich erst recherchieren.

Lass mir meine Meinung,
dann kann ich dir deine lassen.:008:

Hier wohne ich

SteffenB ( gelöscht )
Beiträge:

04.10.2008 18:32
#3 RE: Niedere oder hohe Minne?? Antworten

Die niedere Minne ist, wie oben beschrieben, die direktere Art der Frau des Herzens Avancen zu machen. Man könnte auch umschreiben, dass die niedere Minne nicht so verklausuliert war wie die hohe Minne. Die angesprochenen Dinge wurden direkter gesagt/gesungen und weniger das berühmte Blatt vor den Mund genommen. Die niedere Minne bezog sich also eher auf sozial untergeordnete, in der Hierarchie, weiter unten stehenden Frauen und Mädchen.
Von der Vogelweides "Unter den Linden" wird bereits zur niedren Minne gzählt, Neidhardt von Reuental soll ein Gegner der hohen Minne gewesen sein und sich sogar über sie belustigt haben.

Neidhart von Reuental


"Blumen und das grüne Gras"

Die Blumen und auch das grüne Gras sind verschwunden. Nun spendet die Linde uns keinen Schatten mehr gegen die Sonne. Früher, als sie belaubt war, hätte man unter ihr finden können vielfältige Freuden. Da geht nun kein Pfad mehr, wo wir einst
stets so froh beieinander waren. Das Glück hatte ein Ende, als die Jahreszeit trist wurde. Darüber trauern viele Herzen, die zuvor frohgestimmt waren.

Von Rosen entblößt ist die Heide wegen des grimmigen Reifs. Die Vöglein im Wald haben kein Obdach mehr. Winter, was du treulos geboten hast, plagt uns zu lange. Ungemach erdulde ich leider wegen dir und einer Frau, der ich mein ganzes Leben lang gedient habe aus bereitwilligem Herzen, dann und wann auch mit Liedern. Dafür erhielt ich noch nicht den geringsten Lohn.

Man muss sich freiwillig als Tor allen verehrenswerten Frauen hergeben und ihnen ganz zu Willen sein, will man ihre Gunst erringen. Daran glaube und halte ich mich, wiewohl sich für mich das Glücksrad nicht nach Wunsche dreht. Ich fürchte, ich werde noch begraben, ohne dass sie ihre Gesinnung mir gegenüber zu meinem Glück ändert. Die Schuld tragen Watke und jener Oteger, dass sie jetzt so oft nur taube Ohren für mich hat.

Wie zum Angeben schritten sie neulich bei einem Tanze einher. Da mussten drei vor ihm geigen, während ein vierter die Flöte pfiff. Mächtig viel Vergnügen hatte er unter seinem Kranz. Wo die Schöne ging, strich er unablässig herum. Erkenfried ständig dabei, dicht auf seinen Fersen. Er wünschte, er könne mich den kürzeren bei ihr ziehen lassen. Den Fuß hat er sich heuer bei einem ausgelassenen Gehopse verrenkt.

Minnedienst ohne Beglückung kann niemand auf die Dauer leisten. Ich habe das wirklich erfahren: geringer Lohn ist mir zuteil geworden. Mein vergebliches Bemühen will mir oft die Freude rauben. Der Misserfolg bringt mich um viele Seligkeiten. Ich fürchte, dass meine Klage ihr Herz nicht mehr öffnet und dass er sie beim heimlichen Tuscheln mit Liebespfeilen beschießt und sich dabei brüstet, er werde zuletzt mich aus ihrem Dienst verjagen.

Wenn jemand meinen Gesang verschmäht und über ihn spottisch lacht, dem sage ich: kunstvolles Singen und heimliches Liebesgeflüster erhalten ungleichen Lohn. Früher, als er noch Gehör fand, war er nicht verächtlich. Jetzt erklingt er unsicher, nicht mehr im Ton des rechten Preisliedes. Die Minne riet mir, Lieder um ihre Huld zu singen. Das hab ich getan, ohne aber zu erwarten, dass mir der Erfolg versagt bliebe. Mein Glück verwehrt mir nun ein freches Bauerngesindel..

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