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Dieses Thema hat 26 Antworten
und wurde 1.540 mal aufgerufen
 Was glaubt ihr wie die Hygiene im Mittelalter war?
Seiten 1 | 2
Lidania ( gelöscht )
Beiträge:

09.11.2007 15:06
#16 RE: Mund/Zahhygiene im Mittelalter Antworten

Nein - anscheinend doch mit nem wahren Kern. Kreide ist Calziumkarbonat. Das findet sich in Knochen, Zähnen Muschelschalen und ähnlichem. Fein gemahlene oder zerstoßene Knochen enthalten genug davon. Vermischt mit Wasser und eingerührt zu einer Paste gibt das eine Art Poliermasse, die man sehr wohl zur Zahnreinigung verwenden könnte.

Axander ( gelöscht )
Beiträge:

09.11.2007 15:38
#17 RE: Mund/Zahhygiene im Mittelalter Antworten

also doch? cool

Moira MacMahoon Offline




Beiträge: 827

09.11.2007 15:41
#18 RE: Mund/Zahhygiene im Mittelalter Antworten

Nicht als Knochenmehl. Allerdings als Knochenasche. Das könnte man als Poliermasse verwenden.

Lass mir meine Meinung,
dann kann ich dir deine lassen.:008:

Hier wohne ich

tom ( gelöscht )
Beiträge:

09.07.2008 21:03
#19 RE: Mund/Zahhygiene im Mittelalter Antworten

ja des hab ich auch schon mal gehört tippe des mit den knochen stimmt auch . wahhh igitt wie die zähne dann ausschaun oder besser gesagt welche zähne???^^

Bruno von Merseburg Offline



Beiträge: 1.554

10.07.2008 10:35
#20 RE: Mund/Zahhygiene im Mittelalter Antworten

Im Mittelalter war es normal keine Zähne zu haben. Aber ich denke das die Menschen im Mittelalter ihre Zähne verloren, sicherlich auch weil sie Hygiene oder Mundhygiene nicht kannten. Aber das war denke ich nicht der Hauptgrund. Es gab viele die am Ende ihres Lebens noch alle Zähne hatten und dann gab es welche die mit 20( was ja damals schon über die Hälfte der gesamten Lebensdauer eines Menschen ausmachte )gar keine Zähne mehr hatten. Einen großteil der Schuld denke ich machte der Mangel an wichtigen Mineralstoffen und das fehlen von Vitamine aus.

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La Veuve ( gelöscht )
Beiträge:

08.10.2008 13:47
#21 RE: Mund/Zahhygiene im Mittelalter Antworten

Abrasion der Zähne ist. z. B. auch auf eine stark getreidehaltige Nahrung zurückzuführen. Auch die Marktlegende "das finstere Mittelalter ließ die Leute verhungern" kann wiederlegt werden. Getreide in jeglicher Form war vorhandenes Grundnahrungsmittel (wie heute auch), zudem war auch der Fleischkonsum höher als manch einer glaubt und Obst/Gemüse standen saisonnal zur Verfügung. Auch wenn es durch Klimaeinflüsse, Krankheiten etc. immer mal zu Hungerszeiten kam, kann das nicht als Grundaussage gelten.

Recht gute und einfach zu lesende Zusammenfassungen im Themenbereich Ernährung / Mundpflege finden sich in diesem Buch:
Mensch und Umwelt im Mittelalter

Das Buch ist nicht teuer, deckt in den einzelnen zusammengetragenen Artikeln und Aufsätzen ein immenses Wissen zusammen und bietet durch die jedem Kapitel angehängten Literatur-/Quellenverzeichnisse jede Menge Richtungshinweise für eigene Recherchen.

Bruno von Merseburg Offline



Beiträge: 1.554

08.10.2008 14:11
#22 RE: Mund/Zahhygiene im Mittelalter Antworten

ich denke das die Menschen im MA weit mehr Pflege veranstaltet haben, als wir uns heute denken. Wenn man sich etwaige Kunstwerke anschaut, kann man darauf schon erkennen,das der mittelalterliche Mensch sich auch mit Hygiene beschäftigt.
Auch in den breiten Bevölkeungsschichten setzte sich die Überzeugung durch das durch "nicht pflegen" der Tod früher einsetzt und man durch Hygiene und nartürlich auch richtiger Lebensweise ein normales Alter von 70 erreichen konnte.( was sicher den wenigsten Menschen im MA zuteil wurde)

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La Veuve ( gelöscht )
Beiträge:

08.10.2008 16:07
#23 RE: Mund/Zahhygiene im Mittelalter Antworten

Zitat
Gepostet von Bruno von Merseburg
Wenn man sich etwaige Kunstwerke anschaut, kann man darauf schon erkennen,das der mittelalterliche Mensch sich auch mit Hygiene beschäftigt.




Auf exakt welche Kunstwerke spielst du hier an? Vor allem: Welche Epoche des Mittelalters? Häusliche Szenen etc. finden sich in größerer und aussagekräftigerer Zahl meines Erachtens doch erst im SMA / Übergang in die Renaissance.

Wenn du für frühere Epochen des Mittelalters Bildbelege zum Thema "persönliche Hygiene" hast, würde ich mich über Angabe der Nachweise freuen. Ist doch mal ein spannendes Thema!

Bruno von Merseburg Offline



Beiträge: 1.554

08.10.2008 16:45
#24 RE: Mund/Zahhygiene im Mittelalter Antworten

gut ,Kunstwerke war wohl leicht übertrieben. Aber wenn man sich Bildquellen genau betrachtet, dann kann man auf manchen Abb. doch mehr als nur das Baden in einem Bottich beobachten. So wurde zum Beispiel ein Pflegeset in Lübeck gefunden, mit denen sich die Lübecker und Lübeckerinnen Zähne putzten, oder sich gar die Ohren sauber machten. Auch die Zahnbürste gab es schon.....

Bild: hier wird ein Pflegeset gezeigt, welches man in Lübeck gefunden hat.

Foto: Bereich Archäologie der Lübecker Stadtzeitung

selbst von Zahnstochern ist die Rede im Mittelalter, mit denen man/Frau sich genau wie heute die Reste aus den Zähnen machte.

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La Veuve ( gelöscht )
Beiträge:

08.10.2008 17:01
#25 RE: Mund/Zahhygiene im Mittelalter Antworten

Wenn ich das richtig in Erinnerung habe, wird das gute Stück auf etwa 1500 datiert. So ziemlich auch das einzige nordeuropäische Fundstück dieser Art, oder habe ich das falsch im Kopf? (Ende SMA bzw. frühe Renaissance ist nicht so meine Baustelle).

Bruno von Merseburg Offline



Beiträge: 1.554

08.10.2008 17:06
#26 RE: Mund/Zahhygiene im Mittelalter Antworten

Ja ich denke das es mit dem 15 Jh hinkommt. Davor glaube nahmen die Menschen im MA ein zerstosenes Pulver aus sepiaschale?
Ja das ist wirklich sehr bedauerlich das es da nur sehr sehr wenig aufzeichnungen und auch Bildmaterial gibt.

Nachtrag:

im frühen MA wurde der Besuch des Badehauses sogar rechtlich geregelt. Und Menschen die unter Hausarrest standen hatten drei Rechte.

    1. besuch des Badehauses
    2.Kommunion
    3.Beichte

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Brighid of Ceallach ( gelöscht )
Beiträge:

12.10.2008 11:52
#27 RE: Mund/Zahhygiene im Mittelalter Antworten

Für mein Forum habe ich mal folgendes gefunden, dass ich von mehreren Seiten zusammengefügt habe ... leider kann ich nicht mehr sagen, um welche Seiten es sich genau gehandelt hat, da es bereits fast zwei Jahre zurückliegt, als ich diesen Beitrag veröffentlicht habe ...

*********************

Zahnhygiene damals


Zahnschmerzen waren schon auf Tontafeln und Papyrusrollen der ersten Hochkulturen ein Thema. So wurde bereits um 1800 v. Chr. eine erste Theorie über die Entstehung von Karies auf einer babylonischen Tontafel festgehalten. Schuld an den Schmerzen, heißt es dort, ist ein in Schlamm geborener Wurm. Hungrig soll er den Gott der Gewässer, Poseidon, nach etwas Essbarem angefleht und sich den Platz zwischen Zähnen und Zahnfleisch als Quartier ausgesucht haben. So begann die fast 4000 Jahre überdauernde Legende vom blutsaugenden Zahnwurm, an den Zahnweh-Geplagte bis ins 18. Jahrhundert glaubten. Dabei hatte schon Hippokrates erkannt, dass Zahnschmerz durch Zahnpflege vermeidbar ist. Der große griechische Arzt der Antike schrieb um 400 v. Chr.: “Die Karies wird nicht durch einen Wurm verursacht, sondern es spielen andere Dinge eine Rolle.” Und er empfahl, Zähne und Zahnfleisch täglich zu reinigen.

Im antiken Mesopotamien säuberte man die Zähne mit einer Mischung aus Baumrinde, Minze und Alaun. Im alten Indien war eine Substanz aus Berberitzen- und Pfefferextrakt gebräuchlich. In der zwölften ägyptischen Dynastie benutzten die Prinzessinnen Grünspan, Weihrauch und eine Paste aus Süßbier und Krokus. Zahnstocher aus Holz, Federkiel oder anderen Materialien waren in allen Kulturen bekannt.

Wie dem auch sei, die frühesten Zahnbürsten kamen um 1500 in China auf. Eine erste Beschreibung findet sich in einem 1719 in Leipzig erschienen Lexikon. Allerdings boten die damals ausschließlich verwendeten Naturborsten mit ihren feinen Markkanälchen ideale Schlupfmöglichkeiten für Bakterien. Auch waren die Haare insgesamt zu weich, um eine für heutige Maßstäbe ausreichende Reinigung zu erzielen.

Mitte des 19. Jahrhunderts machte die zahnmedizinische Entwicklung deutliche Fortschritte: Ein Amerikaner mixte in New York seine erste Zahncreme; der Dresdner Unternehmer Karl August Lingner entwickelte ein Mundwasser, und der Apotheker Dr. Ottomar Heinsius von Meyenburg stellte aus Naturkalkstein, ätherischen Ölen und sauerstoffhaltigen Salzen die „Zahnreinigungspaste Chlorodont“ zusammen. Als 1911 die von Lingner initiierte 1. Internationale Hygieneausstellung in Dresden fünf Millionen Besucher anzog, war der Weg frei: Zahnpflegemittel wurden zum Marken- und Massenartikel.

Bis dahin aber war es ein langer und dornenreicher Weg: So schrieb 1774 Lord Chesterfield bekümmert „Ein ungepflegter Mund hat üble Konsequenzen für den Besitzer, denn einmal fördert er die Zahnfäule ebenso wie unerträgliche Zahnschmerzen, und zum anderen ist er eine Beleidigung für die Umwelt, denn unweigerlich wird er stinken."

Bitter nur, dass es aus fast jedem Mund stank, als er dies notiert: Bis hinein ins 19. Jahrhundert wurde der Zahnhygiene in unseren Breiten kaum Bedeutung beigemessen, ist die Zahnbürste so gut wie unbekannt. Vor allem in den zuckerverwöhnten Mündern der Damen und Herren von Welt verrichteten allerlei Mikroorganismen ihr zerstörerisches Werk. Der Mediziner Thomas Einfeldt schrieb „Es gibt von dem Leibarzt von Ludwig XIV. Aufzeichnungen darüber, dass man gesagt hat, Aristokraten hätten erblich bedingt schlechte Zähne. Und dem armen Kerl hat man schon im jugendlichen Alter sämtliche Zähne gezogen."

In der Regel aber faulten die Zähne der Herrschaften einfach vor sich hin. Der Fächer erhielt da völlig neue Aufgaben:

"Er diente nicht nur zum Fächeln und Flirten, sondern er konnte auch ein Lächeln verbergen, das hohle Zähne enthüllt hätte, und die Nase vor dem Pesthauch eines schlechten Atems schützen. Hätte man nicht großzügig Zibet, Moschus, Ambra und andere starke Essenzen versprüht, […] so wäre es in einem Raum mit vielen Menschen nicht lange auszuhalten gewesen."

Verlassen wir das Barock und gehen zurück ins Mittelalter: Was in Europa nur bei wenigen Anklang fand, findet um 600 in den arabischen Ländern offenbar massenhafte Verbreitung:

„Ihr sollt euren Mund reinigen, denn dies ist der Weg für die Lobpreisung Gottes." Mit diesen Worten ist der Prophet Mohammed vermutlich der erste Mensch, der sich öffentlich für eine Pflege der Zähne einsetzte.

„Der Siwak ist ein Reinigungsmittel für den Mund, ein Wohlgefallen Gottes.“

Schnell erkannten die Araber den Zusammenhang zwischen regelmäßigem Zähneputzen und gesunden Zähnen: Der Siwak, ein pinselartig aufgefächertes Stäbchen aus faserigem Wurzelholz oder dem Holz des Arak-Baumes, auch Zahnbürstenbaum genannt, ist – bis heute – weit verbreitet. In Europa interessierten die Erkenntnisse der Araber indes kaum. Hier ging die Zahnhygiene ganz andere Wege:

„Derjenige, der zum Gedächtnis der heiligen Märtyrerin und Jungfrau Apollonia betet, wird an jenem Tag nicht von Zahnschmerz befallen.“

Das versprach die heilige römische Kirche. Und so trat im 13. und 14. Jahrhundert die Heilige Apollonia ihren Siegeszug als Schutzheilige der Zahnleiden an. Falls alles Beten nicht half, riet der Volksglaube „Bei Zahnschmerzen den Zahn einer Leiche zu berühren.“

Das war auch damals nicht jedermanns Sache und so bemühte die Mystikerin Hildegard von Bingen wieder den altbekannten Zahnwurm als Ursache der Zahnschmerzen.

Bis ins 18. Jahrhundert verlief der menschliche Kampf gegen den Zahnwurm weitgehend erfolglos, vor allem die Damen und Herren der oberen Klassen wurden von den Folgen fehlender Mundhygiene geplagt. Während das einfache Volk auf Schwarzbrot, Kartoffeln und Äpfeln kaute und dazu Wasser oder Bier trank, schwelgten die privilegierten Bevölkerungsteile in immer ausgesuchteren Süßspeisen.

In den Mündern Nordeuropas faulten die Zähne vor sich hin. Und sie schmerzten! Dem Gepeinigten blieben zwei Möglichkeiten: Entweder ließ er den Schmerz gewähren, oder aber er suchte einen Barbier oder Schmied auf, denn gelernte Zahnärzte gibt es erst ab Mitte des 19. Jahrhunderts. Entschiedet er sich für Letzteres, wurde er auf einem Stuhl festgebunden, dann fiel der „Fachmann“ mit diversen Zangen über ihn her. Und nur die Wenigsten konnten sich hierbei eine Betäubung mit Haschischrauch, Opium oder Bilsenkraut leisten. Zu den alltäglichen Folgen unfachmännischer Behandlung zählten ausgerenkte und verletzte Kiefer, Gehirnerschütterungen, durch Abgleiten der Zangen verursachte Augenschäden. Darauf folgten nicht selten Fieber, eitrige Geschwüre, starke Blutungen, – manchmal der Tod. Angesichts solcher Aussichten verwundert es kaum, dass viele Patienten lieber auf Salben, Pülverchen und Wässerchen fliegender Händler vertrauten.

Nur mühsam eroberte die Zahnbürste die deutschen Lande. Die ersten Bürsten heimischer Produktion entstanden nach dem neuen Quedlinburger Fund wohl schon im 18. Jahrhundert aus Schweineborsten und Knochen in Handarbeit und bleiben gleichfalls den Reichen vorbehalten. Erst mit Beginn des 20. Jahrhunderts setzte sich das Zähneputzen langsam durch. Gleichzeitig wurden die fabrikmäßig hergestellten Zahnbürsten für fast jedermann bezahlbar - womit Rezepte wie folgendes endgültig der Vergangenheit angehörten.

„Ein Brei aus Wolfs- und Hundekot, vermischt mit faulen Äpfeln hilft gegen Zahnschmerz. Ausgefallene Zähne wachsen nach, wenn man den Kiefer mit Hasenhirn bestreicht. Am besten rückt man den Zahnwürmern mit einem Haschee aus gerösteten Hasenkopf und kleingehackten weiblichen Schamhaaren zu Leibe.“

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